Entwicklungssprünge, Spielgeräte, Kinderflohmärkte, Windelinhalte - wenn man Mama wird, eröffnen sich einem völlig neue Welten. So ein klitzeskleines bisschen hatte selbst ich Naivling damit ja in meinem Vorkindleben gerechnet. Aber eine dieser (mehr oder weniger) schönen neuen Welten hatte ich dabei aber so gar nicht auf dem Schirm: Das Internet für Mamas, auch liebevoll Mommy-Net genannt. Du bist die einzige in deinem Real-World-Umfeld, die weiß, was Baby-Led-Weaning bedeutet? In Blogs, Foren und Facebook-Gruppen findest du bestimmt Gleichgesinnte zum Erfahrungsaustausch, auf Instagram und Pinterest sogar noch mit Bildern von ästhetisch arrangierten Kindertellerchen. Du möchtest um 4 Uhr morgens schauen, welche Globuli deinem Schätzchen (und damit natürlich auch dir) zu mehr Schlaf verhelfen? Auch hier wird dir in den schier unendlichen Weiten des Mommy-Net bestimmt geholfen… Und zack, hängst du permanent am Smartphone herum – selbstverständlich erst, nachdem du dich beim Netdoktor deines Vertrauens abgesichert hast, ob das denn strahlungs- und erziehungstechnisch auch bestimmt in Ordnung ist. Aber ist es das wirklich? In diesem Post möchte ich die schönen und die weniger schönen Seiten des Mommy-Nets einmal näher unter die Lupe nehmen.
Die schöne neue Welt des Mommy-Nets
Im Real-Life, also im WLAN-losen „echten“ Leben ist es manchmal gar nicht so einfach, so als Mama, gerade am Anfang in der Baby- bzw.Elternzeit. Gerade wenn es (noch) nicht so viele kleine in Familie,
Freundeskreis oder in der Nachbarschaft gibt, hat man weder große Erfahrung
noch Austauschmöglichkeiten. Das Mommy-Net bietet ihr ein riesiges Angebot an
Informationen, Austauschmöglichkeiten und Unterhaltung.
Information
Wie binde ich ein Tragetuch richtig? Für welche Babykurse soll ich mich im Angebotsdschungel entscheiden? Wie bereite ich den
perfekten Babybrei zu? Was, wenn mein Baby nicht baden mag? Und jetzt
hat es auch noch so komische rote Punkte am Popo… Zum Glück weiß Dr. Google Rat
und spuckt bereitwillig zahlreiche Links zu Blogs, Foren, Elternmagazinen aus.
Keine Ahnung, wie Eltern das vor dem Internetzeitalter
gemacht haben, aber zumindest ich habe das Gefühl, mir durch das Internet schon
zahlreiche panische Kinderarztanrufe, teure Ratgeberbücher und missglücktte
Breipampen erspart hat…
Austausch
Das Mama-Leben, also das im „Real Life“ kann sich schon
manchmal einsam anfühlen, gerade für frischgebackene Baby-Mamas in Elternzeit. Die
meisten „normalen“ Menschen sind eben tagsüber bei der Arbeit oder sind selbst
durch kleine Kinder nicht flexibel genug, um in den kleinen Zeitfenstern, die
einem so ein Baby meist lässt, für eine ernsthafte Analyse der Beschaffenheit
von Babyexkrementen zur Verfügung zu stehen..
Da doch lieber schnell ein Foto des hübsch hergerichteten
Wickeltisches inklusive hübsch gestyltem Baby mit den Hashtags #ootd und
#fürmehrrealtität auf Insta stellen, und los geht die fröhliche Diskussion um
die Wickelgewohnheiten der #instamamagang, natürlich gespickt mit bewundernden
Kommentaren über das supersüße Baby, Outfit und Wickeltischdesign… Sorry, das
ist doch jetzt leicht ironisch rausgekommen. Tatsächlich habe ich bisher die
Erfahrung gemacht, dass Insta gar nicht so oberflächlich ist, wie sein Ruf und
man dort wirklich liebe Menschen zum Austauschen finden kann.
Unterhaltung
Tja, und manchmal geht es zumindest mir so, dass ich gar
nicht groß reden bzw. schreiben möchte, sondern einfach auf Unterhaltung aus
bin. Das kann der Bericht einer Blogger-Mama über ihren chaotischen Tag sein,
vielleicht auch eine lustige Kolumne oder etwas Nachdenkliches in Richtung
#siewerdensoschnellgroß… Klar, das findet man vielleicht auch vereinzelt in
Zeitschriften – aber in der Auswahl, Qualität und noch dazu kostenlos findet
man das eigentlich nur auf Elternblogs.
Die Schattenseiten des Mommy-Nets
Wie so viele Dinge im Bereich neue Medien hat auch die
schöne neue Welt des Mama-Internets so ihre Schattenseiten. Meiner Erfahrung
nach sind das vor allem die möglichen Fehlinformationen, die berühmt-berüchtigten
Mommy-Wars und die unschöne Tatsache, dass zumindest ich mich manchmal ganz
schön unter Druck gesetzt fühle durch die scheinbar unendlichen Möglichkeiten,
die das Mama-Internet mir so aufzeigt.
Fehlinformationen
Der große Vorteil des Internets, nämlich dass eigentlich
jeder dort etwas veröffentlichen kann, birgt natürlich auch große Gefahren.
Denn woher weiß ich, ob der schlaue Net-Doktor nicht in Wirklichkeit ein
totaler Spinner ist, mit dem ich im Real Life niemals ein Wort wechseln,
geschweige denn medizinischen Rat annehmen würde? Oder dass die Bloggerin,
deren tolle Erziehungstipps ich mehr oder weniger erfolgreich versuche,
umzusetzen, nicht in Wirklichkeit die totale Chaotin ist, die ihre eigenen
Kinder permanent zusammenbrüllt?
Und selbst wenn diese Menschen und ihre schlauen Ratschläge
tatsächlich vertrauenswürdig sind – wer garantiert mir, dass sie immer Recht
haben bzw. ihre Ratschläge auf meine konkrete Situation anwendbar sind? Klar,
diese Garantie habe ich auch im „wahren“ Leben bei „echten“ Menschen nie (Hand
hoch, wer noch nie von einem Arzt falsch behandelt oder von einem Pädagogen
einen fragwürdigen Ratschlag erhalten hat…). Aber das Internet und bietet eben
die Möglichkeit, nicht weiter überprüfte Meinungen und Informationen relativ
schnell relativ weit zu verbreiten und einer großen Zielgruppe zugänglich zu
machen.
Mommy-Wars
Wer nicht weiß, was Mommy-Wars sind, der werde einfach
Mitglied in der nächstbesten Facebook-Mama-Gruppe und poste irgendwas (Frage,
Meinung, Zitat, eigentlich reicht auch schon nur das Stichwort) zum Thema
Impfen, Fläschchen, Schlaflerntrainings oder Fremdbetreuung) und verfolge die
Kommentare, dann wisst ihr, was gemeint ist.
Im Real Life gibt es solche Meinungsverschiedenheiten unter
Müttern natürlich auch – aber da trifft man eben naturgemäß eher selten mit so
vielen so grundverschiedenen Elterntypen aufeinander, oder wenn, dann greifen
idealerweise die Regeln des sozialen Zusammenlebens, die unsere „zivilisierte“
Gesellschaft auszeichnen. Im Schutz der (vermeintlichen) Anonymität des
Internets fällt dieser zarte Deckmantel der Zivilisation erstaunlich leicht,
und die Menschen werden zu Furien, wenn sie ihre eigenen heiligen
Erziehungsprinzipien angegriffen sehen.
Tolle Beiträge zum Thema Mütter-Bashing und Mommy-Wars gibt es übrigens gerade bei den tollen Bloggerinnen Nadine von Zwischen Windeln und Wahnsinn und Wunschkindwiege - schaut doch gerne auch dort vorbei :-).
Tolle Beiträge zum Thema Mütter-Bashing und Mommy-Wars gibt es übrigens gerade bei den tollen Bloggerinnen Nadine von Zwischen Windeln und Wahnsinn und Wunschkindwiege - schaut doch gerne auch dort vorbei :-).
Vergleiche
So schön es auch ist, all die vielen praktischen
Erziehungstipps, Rezept- und Bastelideen frei Haus in riesigen Mengen geliefert
zu bekommen, manchmal kann das auch ganz schön demotivierend sein. Mama X hat
schon wieder auf Insta ein Bild von diesem suuuper-fluffigen und gaaaanz
einfachen Muffins gepostet – den wollte ich ja auch schon ewig mal nachbacken.
Oder überhaupt mal wieder backen. Und das Ganze am besten gleich noch in bio-öko-zuckerfrei-nachhaltig-unverpackt.
Eigentlich kein Problem, da gibt’s ja die ganzen tollen Tipps zu in der
Blogparade von Mama XY. Die passenden Snack-Teller dazu könnte ich ja auch noch
gleich nach dieser tollen Anleitung von Mama XYZ da auf Pinterest selber
töpfern und bemalen. Und wo war nochmal dieser tolle Blogpost mit den
Tischreimen?
Klar, das alles kann mich total motivieren, noch besser zu
werden in diesem Mami-Dings… und vielleicht finde ich ja sogar noch ein neues
Hobby? Vielleicht bin ich aber auch eine totale Back- und
Tellerselbstöpferniete, finde Tischsprüche total albern, und setze mich total
unter Druck mit dem Anspruch, das alles trotzdem irgendwie umsetzen zu wollen.
Fazit
Denn natürlich ist niemand perfekt, auch nicht diese ganzen
Hochglanz-Instamuttis. Denn wenn man mal genauer hinschaut, glänzen die auch
nur in wenigen Bereichen und zeigen nur einen kleinen Teil ihrer (Mami-)Welt:
Eine hat besonders fluffige Muffins, die nächste glänzt mit schicker
Einrichtung im Skandi-Style, selbst getöpferten Tellern oder kauft nur
bio-öko-unverpackt ein. Die riesige Menge und Vielfalt suggeriert mir nur eben,
dass ich alles können oder zumindest mal ausprobieren sollte.
Wie so oft im Leben ist eben auch das Mommy-Net per se weder
gut noch schlecht, sondern es kommt darauf an, was ich persönlich daraus mache.
Vielleicht mögen meine Kinder die super-fluffigen Muffins gar nicht so gerne,
vielleicht werden sie auch ohne Stillen-Tragen-Familienbett zu netten Menschen,
vielleicht komme ich auch ohne paleo-bio-vegane Ernährung zu meinem Traumbody.
Die Kunst ist es, trotz und mit Hilfe der ganzen tollen
Tipps aus dem Internet meinen und unseren eigenen Weg zu finden. Wie das jetzt
genau geht? Das verrate ich euch vielleicht in einem der nächsten Blogposts…
oder bei Insta… oder auf Pinterest…
Gefällt dir dieser Beitrag? Dann freue ich mich natürlich riesig über Kommentare, Likes oder Shares auf Pinterest, Facebook, Instagram oder Twitter 😊.
Vielleicht magst du ja auch noch ein bisschen hier im Blog stöbern - zum Beispiel im Archiv oder bei meinen anderen Blogposts aus der Kategorie Lustiges aus dem Familienalltag.
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